Wolfgang Czaia und ich sind seit über 20 Jahren freundschaftlich verbunden. Die Basis ist die F-104. Wolfgang sagte einmal zu mir :" Mit Begeisterung für die gemeinsame Liebe F-104". 55 Jahre hat Wolfgang aus dem Starfightercockpit die Erde beobachtet. Ich habe viele Jahre von der Erde aus den Himmel und somit den Starfighter beobachtet. Wolfgang ist meinem Herzenswunsch gerne nachgekommen und stellte mir wunderbare und seltene Bilder, sowie seinen fliegerischen Lebenslauf für meine Website zur Verfügung. Trotz der vielen tausend Kilometer zwischen uns konnten wir uns immer wieder treffen. Ob bei div. Vorträgen, im fliegergeschichtlichen Museum oder in meiner Privatsammlung " F-104- Mythos und Legende". Wolfgang ist für mich persönlich ein Phänomen. Über ein halbes Jahrhundert den Starfighter zu fliegen ist weltweit einmalig.
Lieber Wolfgang, ich bedanke mich sehr herzlich für die Genehmigung zur Veröffentlichung der beeindruckenden Bilder aus Deinem Privatarchiv. Der Beitrag soll hoffentlich viele "Starfighterfreaks"begeistern.
WOLFGANG CZAIA
Wolfgang “Wolf” Czaia begann seine fliegerische Laufbahn mit 15 Jahren im Sportfliegerclub Rottweil am Neckar. Nach dem Abitur trat er am 1. April 1959 als Offizierbewerber in die Luftwaffe ein. Grundausbildung, Offizierschule und vorfliegerische Auswahl auf Piper L-18; im Frühjahr 1961 Versetzung in die USA zur Jetausbildung in Craig AFB, Alabama auf T-37 und T-33. Im Sommer 1962 Waffenausbildung auf F-84F in Luke AFB, Arizona, die er als “Outstanding Student” und “Top Gun” abschloss.
Zurück in Deutschland flog er die F-84F für zwei Jahre im JaboG34 in Memmingen, bevor er im Herbst 1964 zur Umschulung auf die F-104 nach Jever ging. WaSLw 10 wollte ihn als Fluglehrer behalten, und Günther Rall, sein damaliger Kommodore, befürwortete sein Versetzungsgesuch. Mit knapp 24 Jahren war Czaia der jüngste F-104 Fluglehrer in der NATO. 1965 flog er die T-38 während eines dreimonatigen Lehrgangs an der USAF Instrument Pilots Instructor School in Randolph AFB, Texas. Setzte seine Laufbahn an der WaSLw 10 als Fluglehrer, Standardisierungspilot, Testpilot und Theorielehrer fort. Ende September 1970 schied er als Berufsoffizier aus der Luftwaffe aus, um bei der Firma Lockheed in Kalifornien an der CL-1200 “Lancer”, dem Nachfolgemuster für die F-104, mitzuarbeiten.
Lockheeds finanzielle Situation erzwangen ein vorzeitiges Ende für die CL-1200. Danach Fluglehrer und Charterpilot (FAA -Learjet Designee) bis 1979, dann Verkehrspilot für AirCal und American Airlines als Boeing 757-767 Kapitän, Checkkapitän und FAA - Prüfer bis zum damals gültigen Ruhestandsalter von 60 Jahren Ende 2000.
Daneben flog er seit 1989 eine zivile F-104 als Test-und Demo-Pilot, und als Fluglehrer für Testpilotenschüler an der “USAF Test Pilots School” in Edwards AFB, Kalifornien, und der “International Test Pilots School” in Cold Lake CFB, in Kanada. Mit mittlerweile fast 3 000 Stunden auf der F-104, fliegt er die Maschine immer noch für “Starfighters Aerospace” in Kennedy Space Center - Cape Canaveral, Florida. Seine Gesamtflugzeit beträgt über 29 000 Stunden auf mehr als 150 verschiedenen Flugzeugtypen.
Von 1992 bis zum Ende des Projekts war Czaia der Testpilot für den Nachbau von drei Me 262s. Er brachte die Maschinen durch ihre FAA-Zulassung, und schrieb die Flughandbücher.
Eine der drei Me 262s fliegt er noch für das Military Aviation Museum in Virginia Beach, Virginia.
Wolf Czaia ist Mitglied mehrer Luftfahrtorganisationen, u. a. der “Gemeinschaft der Flieger Deutscher Streitkräfte”, “Classic Jet Aircraft Association”, “Cascade Warbirds” und der “Society of Experimental Test Pilots.”
Bild 1 und 2: Die F-104 Aufnahmen wurden 1965 in Jever aufgenommen
Bild 3: 1:1 Mock-up der Cl-1200 ‘Lancer'
Bild 4: nach einem Zoom-Flight auf 85 600 ft in Mojave (1990)
Bild 5 und 6: American Airlines B-767 Mitte der 90er Jahre in Manchester, England
Bild 7: im Cockpit von “White 1”
Bild 8: südlich von Virginia Beach, Virginia
Bild 9: in Formation mit unserer Mosquito
Bild 10: Landeanflug in Paine Field; im Hintergrund Boeings Fabrikgebäude
Bild 11: in einer unserer italienischen TF’s in Kennedy Space Center
Bild 12: mit Rick Svetkoff und ehem. italienischer TF in Navy-Tarnbemalung
Bild 13: in der CF-104 auf dem Flug zu einer Airshow
Bild 14: über Kennedy Space Center, die beiden Start Rampen 39A (oben im Bild) und 39B sind gut zu sehen, ebenso das Vehicle Assembly Building (oben am Rand, Bildmitte) und der Taxiway, der von dort an unserem Hangar vorbei (das weisse Gebäude hinter dem Cockpit) zur Shuttle Runway führt. Der rote Behälter hat vom hinteren Cockpit aus kontrollierte Kammern, mit denen Luftproben in verschiedenen Höhen genommen werden.
Bild 15: Start in der CF-104D
Bild 16: auf dem Taxiway in Kennedy Space Center
Bild 17: mit dem ehem. USAF Testpiloten Bud Evans und der F-104S vor der Shuttle Landing Facility Halle. Bud flog die F-104 in den 50er Jahren in Edwards AFB die F-104 für die Phase 2 des Testprogramms. Er starb im Mai 2020 im Alter von 95 Jahren.
Bild 18: “Der Erste und der Letzte” Günther Rall war der erste deutsche Starfighterpilot und Wolfgang Czaia ist der letzte Starfighterpilot.