F-104 ItalienMeine Erinnerungen an die F - 104 Nie werde ich vergessen als ich die 4° Stormo „Amedeo Duca d’ Aosta“ in Grosseto, das in der südlichen Toskana unweit der Küste liegt, besuchen konnte. Diese Besuche wurden mir aufgrund von Einladungen des italienischen Verteidigungsministeriums 1996 und 1999 ermöglicht. Nach üblichem Papier- und Ausweiskram ging es endlich zu den Flugzeugen. In der Staffel angekommen, kam ein junger Capitano auf mich zu und fragte wo ich herkomme. „Aus dem Land der 916 Starfighter“, antwortete ich. Somit war das Eis gebrochen. So lernte ich den damaligen Capitano kennen. Nach einem Willkommensdrink gingen wir auf die Flight-Line der 9°Gruppo, die den Starfighter in der Interceptor – Rolle fliegt. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich ein Line-up von vierzehn F-104 S ASA, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur, in der heißen Sonne stehen sah. Der Pilot sollte einen ca. 25 minütigen Testflug, clean, mit der 4 -11 durchführen und lud mich ein, hautnah beim Briefing sowie den anschließenden Startvorbereitungen dabei zu sein. Bei seiner 4-11 angekommen, empfingen ihn die Techniker und Warte für den Außencheck und Rundgang um seine 104. Als er im Cockpit verschwand, ging es auch schon los. Techniker und Warte in wildem Durcheinander. Anschnallen auf dem MB GQ 7 Schleudersitz, Checkliste abarbeiten, Helm und Maske prüfen. Nun erwachte die F- 104 zum Leben, Luft wird in ihren „Bauch“ geblasen, um das Triebwerk zum Starten zu bringen. Der Pilot signalisierte mit den Fingern die entsprechende Drehzahl und gab dann das Zeichen zum Abstellen des Anlassaggregates. Das J79 GE-19 Triebwerk lief mit dem unverwechselbaren Sound und löste bei mir eine Gänsehaut aus. Jetzt begannen 2 Warte mit dem Seven- Finger- Check. Höhenruder, Seitenruder, Klappen, Speed- Brakes und Nozzle wurden auf Funktion überprüft. Alles O.K.,Pilot und Techniker waren zufrieden, die Leiter wurde entfernt, alle Pins gezogen, Bremsklötze weg, dann rollte die F-104 aus der Parkposition und begab sich auf den Weg zur Runway. Nach zweimaligem Hochfahren des Triebwerks ging der Flugzeugführer in den Nachbrenner und entschwand mit einer sauberen Flamme immer schneller meinen Blicken. Steil in den azurblauen Himmel steigend nahm er anschließend Kurs auf die Insel Elba. Lange sah ich ihm nach, bis er in der Weite des Himmels endgültig meinen Blicken entschwunden war. Aber keine Zeit zum Nachdenken, eine Four-Ship musste auf´s Bild, die in sauberer Formation anflog und sich dann im 2 Sekunden Takt trennte, um nach dem Endanflug sicher mit Bremsschirm zu landen. Eine nach der Anderen rollte in die Parkposition und wurde dann von den Warten empfangen. Wenige Minuten später sah ich in der Ferne einen Landescheinwerfer, der sich rasant schnell näherte. Es war die 4-11, die einen Touch and Go durchführte, um nach der folgenden Platzrunde sanft zu landen. Kaum abgestellt, wieder Warte- Check´s und Nachflugarbeiten. Der Tankwagen kam und die F-104 wurde für den nächsten Flug vorbereitet. Als der Pilot ausstieg und die Anti-g Hose auszog, fragte er ob ich alles „im Kasten“ hätte. Der Touch and Go war extra für mich wie er meinte, um mir mehr Zeit zum Fotografieren zu geben. Nachdem alles erledigt war, schloss er in seinem Flugbuch diesen „Ritt“ ab und übergab den Starfighter endgültig den Technikern. Auf dem Weg zur Staffelbar herrschte auf der Flight ein Kommen und Gehen von 104´s. Die Stimmung war beeindruckend. Bei einem kleinen Imbiss unterhielten wir uns über das System 104. Als er von den 238 Abstürzen in der BRD erfuhr, schien er sehr betroffen. Claudio teilte mir mit, die 104 werde bei der AMI als reiner Abfangjäger geflogen, womit im Gegensatz zum Jagdbomber mehr Zeit und Platz bliebe, um entsprechende Situationen zu meistern. Auf meine Frage über die Gefährlichkeit des Fliegens mit dem Starfighter, bekam ich eine sehr klare Antwort. Sie lautete: „Ich weiß was die 104 kann und ich weiß was ich kann. In diesen engen Grenzen bewege ich mein ständig forderndes Flugzeug um es nahezu sicher beherrschen zu können.“ Dazu konnte ich nichts mehr sagen. Gemeinsam schlenderten wir noch einmal über die Flight und danach zum Ausgang, wo wir uns herzlich verabschiedeten. Mit seiner Einladung wieder kommen zu dürfen, begab ich mich zufrieden auf den Weg in mein Hotel. Die Freundschaft mit dem Oberstleutnant, der im September 2000 als Squadron- Commander seinen Last- Flight 104 durchführte, dauert bis auf den heutigen Tag an. Ja, so waren meine Erlebnisse mit der 104. „Sie“ ist mir eng ans Herz gewachsen, Teil meines Lebens. „Sie“ ist Faszination, Rasanz und Eleganz, die mich tief beeindruckt. Ich konnte mit „Ihr“ als Amateur viele schöne Stunden verbringen und habe „Ihr“ deshalb eine private Ausstellung gewidmet mit dem Thema "F-104 Mythos & Legende", um die Epoche Starfighter nicht zu vergessen. Memmingen, September 2004 Im Jahr der Ausmusterung nach 50 Jahren im Internationalen Einsatz Ciao One-O-Four
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